19. Stuttgarter Sportgespräch
„No sports“ soll Winston Churchill ausweislich eines Artikels in der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ im Jahr 1976 auf die Frage geantwortet haben, wie er trotz Zigarren und Whiskey sein hohes Alter erreicht habe. Diese Devise kommt für Sie als Teilnehmer und für die Kanzlei Wüterich Breucker als Ausrichter des Sportgesprächs nicht in Betracht – und wurde auch von Churchill keineswegs durchgehalten, war er doch in jungen Jahren im Fechten, Reiten und im Polospiel aktiv. Aber greifen wir den Gedanken einmal auf und übertragen ihn auf das Vehikel, mittels dessen wir den Sport wahrnehmen und erleben: „No media“ wäre dann das Motto, das von Ihrem Arzt oder Apotheker durchaus als gesundheitsförderlich empfohlen werden könnte. Schließen wir also einmal kurz die Augen und stellen uns den Sport ohne Medien vor: Ohne Tageszeitung, ohne die „kicker“-App, ohne Sky, DAZN oder DYN, und ja – ohne Bundesligakonferenz im Radio, ohne Sportschau und aktuelles Sportstudio. Letzteres dürfte namentlich denjenigen schwerfallen, die noch mit drei öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern aufgewachsen sind. Denn damals galt noch das Loriotsche Axiom: „Ein Samstag ohne Sportschau ist möglich, aber sinnlos.“ Mittlerweile sind Sportschau und Sportstudio nur noch zwei unter unzähligen Angeboten – und leiden unter dem Malus, dass im Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung nicht nur über das Radio, sondern auch in bewegten Bildern längst alle wichtigen Ereignisse des Spieltages transportiert wurden. Die Digitalisierung hat unser aller Leben verändert – doch wenige Bereichen so tiefgreifend wie die Medienlandschaft. Wie erleben und gestalten die einstigen Platzhirsche ARD und ZDF diesen Umbruch? Wir sind gespannt auf die Antworten der ARD-Programmdirektorin Christine Strobl und des Leiters der ZDF-Hauptredaktion Sport Dr. Yorck Paulus. Sinnbildlich für die neuen, weitestgehend automatisiert generierten Formate steht die 2022 gegründete Streamingplattform „Dyn Media“, die sich der Übertragung der neben dem Fußball weniger sichtbaren Sportarten wie Basketball, Handball, Volleyball oder Hockey verschrieben hat. Der Gründer Christian Seifert wird uns die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen ebenso anschaulich schildern können wie die Unterschiede zum Fußballmediengeschäft, das er auf Seiten der Deutschen Fußball-Liga jahrelang verantwortete. Wo in all der Flut hochauflöslicher Bilder bleibt die gute alte Zeitung? Ist sie, wie manche meinen, nur noch etwas für Liebhaber des Schmökerns in feuilletonistischen Hintergrundberichten am abendlichen Kaminfeuer? Oder mit individuellen on-Demand-online-Angeboten längst in der Zukunft angekommen? Die erste Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Sportjournalisten Elisabeth Schlammerl wird uns darüber aufklären können, ob es sich bei Printjournalisten um eine aussterbende Zunft handelt. Livebilder im Stream, die Bedienung von Social Media Plattformen mit möglichst authentischen Bildern der Sportler im Wettkampf und zunehmend auch im privaten Umfeld – wie sich das veränderte Medienverhalten auf die Athleten selbst auswirkt, wird uns der Paralympics-Sieger, zweifache Weltmeister und Weltrekordhalter im Kugelstoßen Niko Kappel aus erster Hand berichten können. Wir danken den Partnern des Sportgesprächs, die den heutigen Abend unter der bewährten Moderation unseres Jens Zimmermann ermöglichen. Die Landeshauptstadt Stuttgart erweist dem Sportgespräch auch in diesem Jahr mit einem Grußwort des Bürgermeisters für Sicherheit, Ordnung und Sport Dr. Clemens Maier ihre Referenz. Der eingangs zitierte Winston Churchill unterschied die häufig auf ihn wartenden Journalisten nach drei Gefährlichkeitsgraden: „Wartende Journalisten sind gefährlich, vergeblich wartende Journalisten sind noch gefährlicher. Am gefährlichsten aber sind vergeblich wartende Journalisten, die untereinander Informationen austauschen.“ Bevor es gefährlich wird, wollen wir das Warten der Journalisten wie auch das Ihre, liebe Teilnehmer, beenden: „Vorhang auf – Film ab!“ für das 19. Stuttgarter Sportgespräch!